Hitze verbindet – Saunas als Orte der sozialen Zusammenkunft

Hitze verbindet – Saunas als Orte der sozialen Zusammenkunft

Saunas sind längst nicht mehr ausschließlich im hohen Norden zu finden: Seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs haben sich die Schwitzkabinen nach finnischem Vorbild in atemberaubendem Tempo rund um den Globus verbreitet. Neben den positiven Auswirkungen auf die Gesundheit und das psychische Wohlbefinden entdecken immer mehr Menschen die Sauna als Ort des sozialen Miteinanders.

Von der Antike bis heute: Saunas als Treffpunkte

Archäologische Funde belegen, dass bereits vor mehr als 2.000 Jahren sogenannte Savusaunas auf dem Gebiet des heutigen Finnlands existierten. Ob diese stark rußenden Saunas langfristig der Gesundheit zuträglich waren, ist fraglich. Dennoch spendeten sie wohlige Wärme und Entspannung in den langen und kalten Wintern nahe dem Polarkreis. Die Funde zeigen, dass diese archetypischen Schwitzkabinen groß genug waren, um mehreren Menschen Platz zu bieten.

Somit eigneten sich Saunas von vornherein als Orte des sozialen Miteinanders.

Für ein großzügiges Raumangebot im Inneren einer Schwitzkabine sprechen auch physikalische Prinzipien: In größeren Saunas verteilt sich die Wärme gleichmäßig, sodass ein angenehmes und ausgeglichenes Klima entsteht. Die verbesserte Luftzirkulation ermöglicht den Saunagästen ein freieres Atmen und verringert das Risiko, dass sich unangenehme Gerüche in der Schwitzkabine festsetzen.

Warum fördern Saunas die zwischenmenschliche Kommunikation?

In Schwitzkabinen kommen Menschen auf engstem Raum zusammen. Bereits diese räumlichen Verhältnisse regen zu interessanten und manchmal tiefsinnigen Gesprächen nach dem Saunagang an. Erfahrene Saunabesucher wissen jedoch, dass das gemeinsame Schwitzen eine andere Art von Gemeinschaftsgefühl schafft.

Erstaunlicherweise fällt in öffentlichen Saunabereichen der Kontakt zu Fremden oftmals ungeahnt leicht. Die Besucher erzählen sich nach der gemeinsamen Schwitzkur gegenseitig Geschichten aus ihrem Leben und sind ungewohnt offen und ungezwungen.

Was macht das Beisammensein in der Sauna so besonders?

Um diese Frage zu beantworten, ist es hilfreich, sich die einzigartigen Merkmale der Schwitzkuren vor Augen zu führen.

Zunächst ist die Kleidung zu nennen: Sie drückt in unserer Gesellschaft – direkt oder indirekt – den Status eines Menschen sowie den Kontext aus, in dem er sich bewegt. Bereits auf den ersten Blick schafft sie Hierarchien und gibt anderen Personen Hinweise darauf, ob das Gegenüber für eine bestimmte Art von Kommunikation zugänglich ist.

In einer Sauna fällt diese Hürde weg. Die Saunagäste sind meistens nackt oder tragen in speziellen Textilsaunas Badebekleidung. Dadurch entsteht ein Gefühl von Gleichheit und Gleichwertigkeit. Ein Saunabesucher nimmt sein Gegenüber eher in seinem Menschsein als in seiner Funktion und seinem Status wahr. In einer Sauna begegnen sich die Gäste daher – den unterschiedlichen Sitzhöhen in der Kabine zum Trotz – auf Augenhöhe.

Weiterhin beeinflussen die ungewöhnlichen Umgebungsbedingungen die Art und Weise der menschlichen Kommunikation. Ein irisches Forscherteam stellte fest, dass die thermischen Reize die subjektiven Wahrnehmungen und emotionalen Reaktionen von Menschen verändern. Die Effekte sind vergleichbar mit der entspannenden Wirkung eines Kamins, der wohlige Wärme ausstrahlt und ein Gefühl von Entspannung und Zufriedenheit vermittelt.

Der Wechsel zwischen Hitze beim Saunieren und Kälte beim Duschen oder Eisbaden mit den jeweiligen körperlichen Empfindungen fördert das Gemeinschaftsgefühl und schafft eine inklusive Atmosphäre (Moesgen et al., 2024).

Die finnische Saunadiplomatie: Schwitzkuren für eine friedlichere Welt?

Urho Kekkonen, der finnische Staatspräsident von 1956 bis 1981, war bereits von Geburt an mit der Saunakultur vertraut. Bis weit in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts hinein war es in Finnland für Frauen üblich, ihre Kinder in einer Schwitzkabine zu gebären.

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Da er wusste, wie Menschen auf den Wechsel zwischen Hitze und Kälte reagieren, nutzte er Saunas als Instrument, um die Interessen seines Landes gegenüber anderen Staats- und Regierungschefs durchzusetzen. Kekkonen avancierte zum „König der Saunadiplomatie“.

Als das neutrale Finnland zu Beginn der 1960er-Jahre der Europäischen Freihandelsassoziation (EFTA) beitreten wollte, reiste Nikita Chruschtschow, Generalsekretär der KPdSU, nach Helsinki, um sein Veto einzulegen. Kekkonen war bekannt dafür, seinen Verhandlungsgegnern im Wortsinne einzuheizen, indem er immer wieder Wasser auf die heißen Steine gab. Dadurch stiegen die Luftfeuchtigkeit und damit die subjektiv wahrgenommene Temperatur kontinuierlich an, was unerfahrene Saunagänger wie Chruschtschow an die Grenzen der körperlichen Belastbarkeit brachte.

Aufgrund der entspannten Atmosphäre im Inneren der Schwitzkabine nahm der sowjetische Staatschef dies nicht als aggressive Verhandlungstaktik wahr, sondern vielmehr als sportliches Element.

Nach einer Nacht erreichte Kekkonen sein Ziel: Chruschtschow stimmte dem EFTA-Beitritt Finnlands zu und verließ Helsinki nach übereinstimmenden Berichten von Augenzeugen in bester Stimmung.

Bis heute ist die Saunadiplomatie ein fester Bestandteil der finnischen Außenpolitik. Die positiven Auswirkungen von Saunabesuchen auf die zwischenmenschliche Kommunikation haben auch Friedens- und Sicherheitsforscher erkannt. Sie schlagen vor, Saunas nicht nur in Finnland, sondern ebenso im Rahmen diplomatischer Begegnungen in anderen Ländern zu nutzen (Ventelä, 2019).

Kommunikation in der Sauna – Tipps für ein entspanntes Beisammensein

Obwohl Saunagänge das Gemeinschaftsgefühl der Besucher stärken, bedeutet dies nicht, dass die Anwesenden lautstarke Unterhaltungen führen sollten. Diese wirken besonders in öffentlichen Saunas störend und gelten als Tabu. Flüstern ist ebenfalls unerwünscht, da es aufgrund der räumlichen Enge für die anderen Gäste unmöglich ist, über das Gesprochene hinwegzuhören. Beim Betreten einer Saunakabine genügt eine kurze Begrüßung oder ein Nicken.

Zur Kommunikation gehören ebenso nonverbale Signale. Insbesondere gilt es, räumlichen Abstand zu den anderen Saunagästen zu halten. Ist die Saunakabine stark frequentiert und ein unbeabsichtigter Hautkontakt zum Sitznachbarn nicht vermeidbar, empfiehlt es sich, auf einen freien Platz zu warten.

Schwitzkabinen sind Orte, an denen sich die Menschen nackt begegnen. Deshalb ist dort die Privat- und Intimsphäre der anderen Gäste in besonderem Maße zu respektieren.

Und zuletzt: In öffentlichen Saunas gilt ein striktes Handyverbot.

Fazit – mit Saunagängen das Gemeinschaftsgefühl stärken

Saunabesuche entspannen und stärken zwischenmenschliche Beziehungen. Trotzdem gilt es, die Etikette zu beachten und auf Gespräche in der Saunakabine zu verzichten. Einen Raum für unterhaltsame und interessante Konversationen bieten die Pausen zwischen den Saunagängen und anschließende gemeinsame Aktivitäten.