Für viele Frauen ist die Sauna ein Ort der Entspannung und des Wohlbefindens. Da liegt es nahe, dass gerade werdende Mütter nach Möglichkeiten suchen, Körper und Geist zu entspannen. Um die Frage, ob Saunagänge während der Schwangerschaft unbedenklich sind, ranken sich diverse Mythen.
In diesem Artikel erfahren Sie, worauf schwangere Frauen beim Saunabesuch achten sollten. Zudem zeigen wir die Vorteile und Risiken von Schwitzkuren in dieser besonderen Lebensphase auf.
1. Dürfen Schwangere in die Sauna?
Als Argument gegen Saunagänge während der Schwangerschaft führen Kritiker oft an, dass die erhöhte Belastung des Kreislaufs das ungeborene Kind unnötig gefährdet. Viele Ärzte und Hebammen sind sich allerdings einig, dass Saunabesuche verschiedene Vorteile für Schwangere bieten. Dies gilt jedenfalls dann, wenn die werdende Mutter gesund ist, sie auf die Signale ihres Körpers hört und eine erfahrene Saunagängerin ist.
1.1 Wann sollten Schwangere auf Saunagänge verzichten?
Das Wichtigste vorab: Wer noch keine Erfahrung mit der Sauna hat, sollte den ersten Besuch auf die Zeit nach der Schwangerschaft verschieben. Bei Saunagängen kommt es darauf an, die Signale des eigenen Körpers zu beachten, um mögliche Risiken zu vermeiden. Schwangere, die noch nie oder nur selten sauniert haben, laufen Gefahr, diese Körpersignale zu übersehen, wodurch sie sich selbst und das ungeborene Kind gefährden.
Bei einer Risikoschwangerschaft ist es ratsam, vor dem ersten Saunagang nach Bekanntwerden der Schwangerschaft den behandelnden Gynäkologen um Rat zu bitten. Wenn bereits Komplikationen aufgetreten sind, sollten Sie auf Schwitzkuren verzichten. Gleiches gilt, wenn Sie unter bekannten Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie chronischem Bluthochdruck leiden.
Kritisch sind Saunagänge zudem im ersten Trimester, also in den ersten 13 Wochen der Schwangerschaft, zu betrachten. In dieser Phase sind der Körper der Frau und der des ungeborenen Kindes besonders anfällig für äußere Stressfaktoren.
Vorsicht ist auch angebracht, wenn Sie während der Schwangerschaft unter einer Infektionskrankheit leiden. Schwangere sind grundsätzlich anfälliger für Infektionen als andere Frauen, da der Körper gezielt das eigene Immunsystem schwächt, um den Embryo oder Fötus vor einer Abstoßung zu schützen. Durch das Saunieren wird das aufgrund der Infektionserkrankung ohnehin schon belastete Herz-Kreislauf-System von werdenden Müttern und ihren ungeborenen Kindern zusätzlich beansprucht.
Für Saunagängerinnen ist es generell zu empfehlen, das Thema bei einem der Kontrolltermine anzusprechen und den behandelnden Gynäkologen um eine individuelle Einschätzung zu bitten.
2. Diese Vorteile bieten Saunagänge während der Schwangerschaft
Bei Ihnen liegen keine Risikofaktoren vor und Ihr Arzt hat Saunagänge für unbedenklich erklärt? Dann dürfen Sie jetzt die Vorteile der Schwitzkuren während der Schwangerschaft genießen.
Zunächst sind die positiven Effekte auf die Muskulatur zu nennen: Schwangere leiden häufig unter Muskelverspannungen, die hauptsächlich den Rücken und Nacken betreffen. Diese Beschwerden haben mehrere Gründe: Ab der siebten Schwangerschaftswoche wächst ein Embryo im Durchschnitt einen Millimeter pro Tag, und in den kommenden Monaten wird aus wenigen Zellen ein neuer Mensch, der bei der Geburt durchschnittlich 3,3 Kilogramm wiegt. Für den Körper einer Schwangeren stellt dies eine enorme Belastung dar: Die hormonellen Veränderungen machen die Bänder und Gelenke weicher, die Mutter nimmt an Körpergewicht zu und durch den wachsenden Schwangerschaftsbauch verlagert sich der Körperschwerpunkt nach vorn. Hinzu kommt, dass eine Schwangerschaft mit vielen Neuerungen im Leben und manchmal auch Sorgen verbunden ist, was zu weiteren muskulären Beschwerden führen kann.
Saunagänge entspannen die Muskulatur, befreien die Gedanken und können die lästigen Symptome der Verspannungen lindern.
Durch die hohen Temperaturen in der Schwitzkabine weiten sich ferner die Blutgefäße, sodass mehr Blut durch die Venen, Arterien und Kapillaren fließt. Die gesteigerte Durchblutung verbessert sowohl die Sauerstoff- als auch die Nährstoffversorgung der Plazenta, was der Entwicklung des ungeborenen Kindes zugutekommt.
3. Worauf sollten Schwangere beim Saunagang achten?
Da Schwangere ein besonderes Augenmerk auf ihre Gesundheit legen müssen, sollten sie die Sicherheitshinweise fürs Saunieren gewissenhaft befolgen.
Werdende Mütter achten hauptsächlich darauf, dass sie
- in einer Sauna auf den unteren Bänken Platz nehmen, um eine zu starke Hitzebelastung zu vermeiden.
- auf zu kräftige Aufgüsse verzichten, da andernfalls der plötzliche Anstieg der Luftfeuchtigkeit das Herz-Kreislauf-System zu stark belastet.
- nicht länger als zehn Minuten in der Sauna verbringen und sich zwischen den Saunagängen ausreichend Zeit zur Erholung geben.
- lauwarm duschen und auf Eisbäder verzichten.
- vor dem Saunieren ausreichend getrunken haben.
- sich der Tatsache bewusst sind, dass durch den verlagerten Körperschwerpunkt die Sturzgefahr steigt und es deshalb wichtig ist, eine Überlastung des Kreislaufs zu vermeiden.
- die Sauna verlassen, wenn sie sich unwohl fühlen.
Wenn Saunagänge in Ihrem Fall ein erhöhtes Risiko für Sie und Ihr ungeborenes Kind darstellen, müssen Sie auf Wellnesserlebnisse nicht verzichten. Als Alternative zur klassischen Sauna mit ihren besonders hohen Temperaturen bieten sich etwa Dampfbäder an.
3.1 Saunagänge sind die Ursache für Fehlbildungen – ein Mythos auf dem Prüfstand
Der Mythos, dass Saunagänge während der Schwangerschaft schädlich für das ungeborene Kind sind, hält sich hartnäckig. Eine finnische Studie aus dem Jahr 2006 widerlegte diese Annahme jedoch: Sie zeigte, dass Frauen in Finnland, die mindestens einmal wöchentlich saunieren, kein erhöhtes Risiko für Fehlbildungen beim ungeborenen Kind tragen. Die Studie stellte zudem fest, dass die Häufigkeit von Anenzephalie, einer schwerwiegenden Entwicklungsstörung des Gehirns, im Heimatland der Saunakultur im internationalen Vergleich am niedrigsten ist.
4. Fazit – Saunagänge in der Schwangerschaft? Aber sicher!
Erfahrene Saunagängerinnen müssen auch während einer Schwangerschaft nicht auf ihre Schwitzkuren verzichten. Bei bestehenden Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie im ersten Trimester ist vom Gang in die Sauna allerdings abzuraten. Insbesondere bei Risikoschwangerschaften empfiehlt es sich, vor dem Saunabesuch ärztlichen Rat einzuholen, da nur ein Mediziner die individuellen Risiken für die werdende Mutter und ihr Kind einschätzen kann.